Fauna
Biber, Sumpfschildkröte und noch viel mehr
Wie bei den Pflanzen bestimmen die Lebensraumfaktoren die Artenzusammensetzung. Jede Tierart hat ihre speziellen Ansprüche an den Lebensraum, aber manche Tierarten können auch in verschiedenen Lebensraumtypen vorkommen. Die meisten Tiere sind auch mobiler als Pflanzenarten und können neue Lebensräume schneller erobern.
Aus faunistischer Sicht sind im Pfrunger-Burgweiler Ried folgende Arten von besonderer Bedeutung:
Biber (Castor fiber)
Seit 2005 ist der Biber im Pfrunger-Burgweiler Ried nachgewiesen. Er ist selbständig von der Donau her über die Ostrach ins Ried eingewandert und nicht hier nicht eingesetzt worden, auch wenn hartnäckige Gerüchte dies immer noch behaupten. Inzwischen hat er das ganze Gewässersystem im Ried besiedelt und gestaltet die Landschaft nach seinem Geschmack. Durch ein gezieltes Konfliktmanagement konnten Interessenskonflikte zwischen Artenschutz und Landwirtschaft weitgehend aufgelöst werden. Manche Biberreviere bleiben jedoch voraussichtlich “Dauerbaustellen”, da der Biber genauso hartnäckig agiert wie der Mensch.
- Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis):
- Der Status der Europäischen Sumpfschildkröte im Gebiet ist derzeit unklar. Zwar wurde diese Reptilienart als FFH-Art für das Gebiet als autochthon gemeldet, aber neueste genetische Untersuchungen ergaben, dass sich auch südeuropäische Individuen in der Population aufhalten. Bereits seit dem Mittelalter wurden südeuropäische Sumpfschildkröten in den Weihern und Seen Süddeutschlands ausgesetzt, weil sie als “Fastenspeise” von den Klöstern hoch begehrt waren. In den 1980er Jahren gab es aufgrund der Bestandsverluste ebenfalls eine Aussetzungswelle von Sumpfschildkröten – ungeachtet derer genetischer und geografischer Herkunft. Seit dieser Zeit sind sie auch im Pfrunger-Burgweiler Ried heimisch. Insbesondere am Riedlehrpfad sind sie gut zu beobachten und als Maskottchen “Emy” des Naturschutzzentrums eine Attraktion.
- Krickente (Anas crecca):
- Sie kommt sowohl in den Flachwasserzonen eutropher Stillgewässer [eutroph: nährstoffreich; im Gegensatz zu oligotroph = nährstoffarm] und langsam fließender Gewässer, als auch in dystrophen Moorgewässern [dystroph: nährstoffarm; dabei reich an Huminstoffen, jedoch arm an Kalk und Nährstoffen] vor. Sie bevorzugt Bereiche mit guter Deckung. In Baden-Württemberg liegt der Schwerpunkt des Vorkommens im Alpenvorland sowie im Rheintal. Im Projektgebiet kommt die Art mit 10 bis 20 Brutpaaren vor. Der Bestand gilt als national bedeutsam.
- Rohrweihe (Circus aeroginosus):
- Sie brütet bevorzugt in dichten Schilfröhrichten oder sonstigen Röhricht- bzw. Großseggenbeständen an Teichen und Seen. Das Vorkommen dieser Art ist mit einem stabilen Bestand von drei Brutpaaren als national bedeutsam einzustufen.
- Weißstorch (Ciconia ciconia):
- ÜBERARBEITEN! Er benötigt als Nahrungsgebiet weiträumige, offene Feuchtwiesenlandschaften mit Überschwemmungsbereichen. Er ernährt sich vorwiegend von Käfern, Amphibien, Nagetieren und Heuschrecken. Im Gebiet sind vor allem Maulwurfsgrillen und Regenwürmer wichtige Nahrungsbestandteile. Die Horste werden überwiegend auf Gebäuden angelegt. Der in Baden-Württemberg seltene Weißstorch brütet noch vereinzelt in Oberschwaben, am Bodensee und in der Rheinebene. Im Umfeld des Projektgebietes ist er mittlerweile nach Überschreitens des Tiefpunktes Anfang der 1980-er Jahre ein regelmäßiger Brutvogel. Daneben wird das Projektgebiet regelmäßig auch von selbstständigen Jungstörchen (ein- und zweijährige Tiere) während des Durchzugs im August (Pulks von bis zu 30 Tieren) aufgesucht. Der Bestand im Projektgebiet kann als Nahrungs- und Rastgebiet – auch wegen des hohen Anteils an Wildstörchen – als überregional bedeutsam eingestuft werden. Die lokale Bestandsentwicklung ist ansteigend.
- Teichrohrsänger (Acrocephalus scirpaceus):
- Die Brut- und Nahrungshabitate des Teichrohrsängers sind bevorzugt feuchte Schilfröhrichte, aber auch eutrophierte Röhrichte [eutroph: nährstoffreich; im Gegensatz zu oligotroph = nährstoffarm] und feuchte Hochstaudenfluren. Er siedelt mit etwa 50 Brutpaaren in den Verlandungszonen von Stillgewässern und Gräben.
- Wasserralle (Rallus aquaticus):
- Bevorzugter Lebensraum der Art sind Verlandungsgesellschaften von Still- und Fließgewässern, die eine möglichst dichte, geschlossene Vegetation aufweisen sollten. Im Projektgebiet kommt die Wasserralle mit 10 bis 15 Brutpaaren vor. Der Bestand ist als überregional bedeutsam anzusehen.
- Flussseeschwalbe (Sterna hirundo):
- Sie kommt primär auf nur spärlich bewachsenen Kies- und Sandinseln von stark Geschiebe führenden Flüssen vor. In Baden-Württemberg ist sie mit etwa 115 Brutpaaren nur im Alpenvorland und in der Rheinebene verbreitet. Im Projektgebiet brüten drei Brutpaare der Flussseeschwalbe.
- Reiherente (Aythya fuligula):
- Als Lebensraum dienen ihr Stillgewässer mit ausreichend großer Wasserfläche zur Nahrungssuche und Verlandungsgürtel als Brutplatz. Die Reiherente brütet am Riedlehrpfad Wilhelmsdorf und kommt nach dem Schlüpfen der Jungen auch vereinzelt in der Ostrach vor. Der Bestand ist mit 17 bis 20 Brutpaaren als überregional bedeutsam und stabil einzustufen.
- Tüpfelsumpfhuhn (Porzana porzana):
- Als Bruthabitat dienen dem heimlichen Tüpfelsumpfhuhn die Verlandungsgesellschaften von Stillgewässern, insbesondere im Übergang des Schilfröhrichts zum Steifseggenried. Es brütet mit bis zu zwei Brutpaaren. Der Brutvogelbestand ist als überregional bedeutsam einzustufen.
- Zwergtaucher (Podiceps ruficollis):
- Er kommt in Gewässern mit gut ausgebildeter Unterwasservegetation und reichen Invertebratenbeständen vor. Der Zwergtaucher als überregional bedeutsame Vogelart kommt im Projektgebiet mit ca. zehn Brutpaaren vor.
- Braunkehlchen (Saxicola rubetra):
- Es brütet bevorzugt auf extensiv genutzten Nass- und Streuwiesen. Es benötigt weiterhin erhöhte Sitzwarten, z.B. trockene Hochstauden und Gebüsche. In Baden-Württemberg liegt der Schwerpunkt der Brutvorkommen im Federseegebiet, dem westlichen Albvorland und der Baar. Bis Mitte der 1990-er Jahre kam das Braunkehlchen als Brutvogel vor. Mit drei Brutpaaren konnte der Bestand im Projektgebiet als überregional bedeutsam eingestuft werden. Derzeit kommt das Braunkehlchen allerdings nur noch als Durchzügler im Projektgebiet vor.
- Schafstelze (Motacilla flava):
- Sie bevorzugt nasse Niedermoorgebiete, die erst nach Abschluss der Brutzeit (Ende April bis Anfang August) landwirtschaftlich (!) genutzt werden. Als Brutgebiete dienen sehr feuchte Seggenriede, Streuwiesen und Verlandungszonen von Stillgewässern. Aktuell kommt sie nur noch als Durchzügler im Projektgebiet vor.
- Bekassine (Gallinago gallinago):
- Als Bruthabitate kommen feuchte bis nasse Flächen mit nicht zu hoher Vegetation in Frage. Während der 1990-er Jahre brütete sie zeitweise wieder mit zwei Brutpaaren im Gebiet (1968 bis 1992 keine Brutpaare). Der Brutvogelbestand war als überregional bedeutsam einzustufen. Derzeit kommt sie jedoch wieder nur als Durchzügler vor.
- Raubwürger (Lanius excubitor):
- Er besiedelt sowohl Heckenlandschaften, als auch verbuschte Moorränder. Im Projektgebiet kommt er mit zwei bis drei Brutpaaren vor. Der Bestand kann als überregional bedeutsam eingestuft werden, dürfte allerdings aufgrund weiter zunehmender Verbuschung rückläufig sein.
- Weidenmeise (Parus montanus):
- Als Habitate dienen ihr Birken- und Weidenwälder, aber auch Nadelwälder. Der Schwerpunkt der Brutvorkommen in Baden-Württemberg (etwa 5.000 Brutpaare) liegt in Oberschwaben und in der Rheinebene. Die Weidenmeise kommt mit 100 bis 150 Brutpaaren als stabiler Bestand im Projektgebiet, vorwiegend in Birkenbruchwäldern, vor. Der Bestand wird als überregional bedeutsam eingestuft und scheint stabil zu sein.
- Bitterling (Rhodeus sericeus):
- Er ist für seine Reproduktion auf Teich- oder Flussmuschelbestände, wie sie in stehenden oder langsam fließenden Gewässern vorkommen, angewiesen, da die Eier in der Mantelhöhle der Muscheln zu Jungfischen heranwachsen. Eine Datenerhebung eines vermutlich überregional bedeutsamen Vorkommens wird angestrebt.
- Edelkrebs (Astacus astacus):
- Er kommt nur noch in Restvorkommen in größeren Flüssen sowie in oberschwäbischen Seen und Weihern vor. Im Projektgebiet kommt der Edelkrebs an einem Weiher vor.
- Arktische Smaragdlibelle (Somatochlora arctica):
- Sie kommt bevorzugt in oligotrophen Hoch- und Übergangsmooren vor [oligotroph = nährstoffarm; im Gegensatz zu eutroph: nährstoffreich]. Das Vorkommen beschränkt sich auf Hochmoore.
- Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia):
- Sie kommt an oligo- bis mesotrophen Gewässern in Hoch- und Übergangsmooren vor [mesotroph: Zwischenstufe zwischen eutroph (= nährstoffreich) und oligotroph (=nährstoffarm)].
- Gemeine Winterlibelle (Sympecma fusca):
- Sie kommt bevorzugt an sonnenreichen, mit Röhricht oder Seggenrieden bestandenen Ufern von Stillgewässern vor.
- Spitzenfleck (Libellula fulva):
- Er besiedelt stehende und langsam fließende Gewässer, die optimalerweise von einem breiten Schilf- oder Großseggensaum begleitet werden. Der Bestand ist als stabil einzustufen.
- Hochmoorgelbling (Colias palaeno):
- Er kommt bevorzugt in leicht entwässerten, nicht oder nur spärlich bewaldeten Hochmooren vor, in denen die Moorbeere (Vaccinium uliginosum) reichlich vertreten ist. Die Moorbeere ist die ausschließliche Nahrungsquelle der Raupen.
- Hochmoorbläuling (Vacciniia optilete):
- Er kommt auf lichten bzw. locker mit Moorkiefern (Pinus rotundata agg.) bestandenen Hochmooren vor. Die Raupe ernährt sich überwiegend von der Moorbeere (Vaccinium uliginosum), teils auch von der Moosbeere (Vaccinium oxycoccus). Die Falter finden ihre Nahrung v.a. in den umgebenden Niedermooren.
- Dunkler und Heller Wiesenknopf-Ameisen-Bläuling (Maculinea nausithous und M. teleius):
- Sie bevorzugen möglichst ungedüngte Feuchtwiesen auf denen der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), der den Raupen als Nahrung dient. Die Bestände sind vermutlich rückläufig und aufgrund der Entwässerung ehemals feuchter Grünlandflächen und der nachfolgenden Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung gefährdet.
- Sumpfschrecke (Mecostethus grossus):
- Sie bevorzugt extensiv genutzte Nass- oder Streuwiesen mit u.a. Beständen der Waldsimse (Scirpus sylvatica) sowie Großseggenriede. Insbesondere die Larven, aber auch die Imagines stellen hohe Ansprüche an die Bodenfeuchte und kommen nur unter nassen Bedingungen vor. Der Bestand im Projektgebiet ist aufgrund der durch Entwässerung verursachten Austrocknung der Flächen stark rückläufig.
- Hochmoor-Glanzflachläufer (Agonum ericeti):
- Im Hochmoor Großer Trauben kommt er als eine für intakte Hochmoore typische Art in einer starken Population vor.